Diagnose: Endometriose
Die Endometriose ist eine gutartige Erkrankung, bei der sich Gebärmutterschleimhaut (Endometrium), die normalerweise nur in der Gebärmutterhöhle vorkommt, auch außerhalb der Gebärmutterhöhle (ektop) wie z.B. am Bauchfell, Eierstock oder Eileiter befindet und dort zu lokalen entzündlichen Veränderungen führt. Fachleute bezeichnen solche Gewebsinseln auch als „Endometriose-Herde“. Sie können vorkommen, ohne dass eine Frau davon etwas spürt. Wie es zur Entstehung der Endometriose kommt, ist bis heute nicht vollständig geklärt. Ein häufig diskutiertes Erklärungsmodell ist die „Implantationstheorie“. Demnach werden während der Monatsblutung Gebärmutterschleimhautzellen (Endometriumzellen) aus der Gebärmutterhöhle durch die Eileiter in die Bauchhöhle gespült und siedeln sich dort an. Endometriose äußert sich sehr unterschiedlich, deshalb wird sie auch als „Chamäleon der Gynäkologie“ bezeichnet. Manche Betroffene haben keine Schmerzen und auch keinen Behandlungsbedarf. Bei anderen wird eine Endometriose entdeckt, die laparoskopisch (mittels Bauchspiegelung) entfernt werden kann, und danach treten keine weiteren Beschwerden auf.Leider trifft das nicht auf alle zu. Bei etwa der Hälfte der Patientinnen muss von einem dauerhaften Therapiebedarf wegen starker Schmerzen wie z.B. starker Menstruationsschmerz, ausgegangen werden. Endometriose hat eine hohe Rezidivrate, das heißt nach der Entfernung eines Herdes und/ oder einer Zyste können wieder neue entstehen. Viele Betroffene leiden unter chronischen Schmerzen und vielen weiteren Symptomen. Die Folge von Endometrioseherden sind chronische Entzündungen, Vernarbungen und Verwachsungen, Blutungen in der Bauchhöhle und oftmals Infertilität. Bei etwa 40 bis 60% der Frauen, die ungewollt kinderlos bleiben, steckt eine Endometriose dahinter. Die Eireifung, der Eisprung und der Transport des Eis sowie die Einnistung des befruchteten Eis in die Gebärmutter können dadurch insgesamt schwer beeinträchtigt werden. Der Spermientransport kann ebenfalls gestört sein. Schmerzen beim Geschlechtsverkehr können die Partnerschaft und den Kinderwunsch beinträchtigen. Vom Auftreten der ersten Symptome bis zur Diagnosestellung vergehen im Durchschnitt sechs Jahre, bei Patientinnen mit unerfülltem Kinderwunsch sind es etwa drei Jahre, bei Schmerzpatientinnen bis zu zehn Jahre! Fehldiagnosen – zum Beispiel Entzündungen der Eierstöcke, psychogene Beschwerden oder Prämenstruelles Syndrom (PMS) – werden häufiger gestellt als die richtige Diagnose. Für die Diagnosestellung steht an erster Stelle ein ausführliches Anamnesegespräch mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin. Die Art sowie das zeitliche und örtliche Auftreten der Beschwerden geben erste Hinweise und bestimmen das diagnostische Vorgehen. Sie können bei der Diagnosefindung mithelfen, indem Sie sich genau beobachten, wann und in welcher Situation Sie Schmerzen haben und ob es einen zeitlichen Zusammenhang zum Zyklus gibt. Am besten führen Sie dazu ein Schmerztagebuch oder nutzen eine App. Die einzig sichere Möglichkeit, eine Diagnose zu stellen, ist bislang ein operativer Eingriff. Bei einer Bauchspiegelung (Laparoskopie) wird eine Gewebeprobe (Biopsie) entnommen und untersucht. Außerdem können bei einer Bauchspiegelung Lage, Schweregrad und Wachstumstyp der Endometrioseherde und Zysten festgestellt werden. Sollte sich eine Endometriose bestätigen, kann bei der Operation bereits die chirurgische Therapie der Endometriose erfolgen. Auch die Überprüfung der Eileiterdurchgängigkeit stellt eine wichtige diagnostische Maßnahme dar. Die Behandlungsansätze hängen sehr stark von den Beschwerden, und ob ein Kinderwunsch aktuell besteht oder nicht, ab. Besteht kein Kinderwunsch, ist zum einen die chirurgische Intervention mittels Bauchspiegelung und Entfernung der Herde oder primär die medikamentöse Schmerztherapie und Hormontherapie zur Verhinderung des Aufbaus der Gebärmutterschleimhaut indiziert. Viele Betroffene machen positive Erfahrungen mit komplementären Behandlungen wie Akupunktur, Traditioneller Chinesischer Medizin (TCM), Homöopathie und Pflanzenheilkunde. Besteht ein Kinderwunsch, gibt es heute viele Wege, Paaren zu helfen. Die operative Entfernung von Endometrioseherden erhöht ggf. die Wahrscheinlichkeit einer spontanen Schwangerschaft. Bei Wiederauftreten einer Endometriose – insbesondere nach mehreren operativen Eingriffen – ist eine künstliche Befruchtung zur Erfüllung des Kinderwunsches einer erneuten Operation überlegen. Patientinnen mit Endometriose und Kinderwunsch sollten sich auf jeden Fall in einem spezialisiertem Endometriose- und Kinderwunschzentrum vorstellen. Hier ergänzen sich neueste wissenschaftliche Erkenntnisse, modernste Technik und eine langjährige ärztliche Erfahrung mit Endometriose. Hier können Sie sich noch weiter über Endometriose informieren: Gesundheitsinformation „Endometriose“ ›Endometriose Vereinigung ›Patienten Information › Bildnachweis:Jannes Jacobs / UnsplashEndometriose Vereinigung Deutschland e.V. LINK TEILEN Beitrag teilen: